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  • AutorenbildThomas Diehl

Reisebericht Svenja, damals 16 Jahre alt

Haiti- „Urlaub“ im ärmsten Land der westlichen Welt, von Svenja Diehl

Dass dies kein normaler Urlaub wird, war uns von Anfang an klar. Abenteuer, Erlebnis aber auch Erschrecken und Nachdenken sollten unsere Ferien prägen. Aus verschiedenen Gründen wollten wir das Land Haiti bereisen. Wir, das sind meine Eltern Thomas und Jutta Diehl (Gründer des Vereins Haiti-Not-Hilfe e.V.), meine beiden jüngeren Schwestern Maike und Mona und meine zwei Adoptivbrüder Louis und Benito. Für meinen Vater war es die achte Reise nach Haiti, ich war letztes Jahr Ostern gemeinsam mit meinem Vater schon einmal dort, doch für meine Mutter und meine Geschwister war es der erste Besuch Haitis und es wird mit Sicherheit nicht der letzte sein. Ein großer Wunsch meiner Brüder war es, einmal ihr Heimatland zu besuchen. Immer häufiger wurden die Fragen nach ihrer Herkunft. Da sie noch sehr jung waren, als sie nach Deutschland kamen, hatten sie keinerlei Erinnerung an Haiti. Außerdem gibt es einige neue und ältere Projekte des Vereins „Haiti-Not-Hilfe e.V.“, bei denen wir nach dem Rechten geschaut und viele Neuigkeiten erfahren haben.Als wir in Port-au-Prince, der Hauptstadt Haitis nach einem anstrengenden, 12-stündigen Flug mit Zwischenlandung in Miami ausgestiegen sind, kam uns schon die drückende Hitze entgegen. Bei 35°C im Schatten liefen wir in der prallen Sonne mitten über die Flughafen-Landebahn. Schon in den ersten Minuten in diesem Land merkten wir, dass hier eine vollkommen andere Mentalität herrscht. Als wir nach einiger Zeit all unsere 8 Koffer (von denen über die Hälfte mit Geschenken gefüllt waren) auf dem Gepäckband entdeckt hatten, ging es weiter in ein Gästehaus, das von ehemaligen Straßenkindern geführt wird. In dieser Unterkunft, die keine Dusche und keine Toilettenspülung besitzt und man sich deshalb mit einem Eimer Wasser behelfen muss, verbrachten wir zunächst 4 Tage. Hier in Port-au-Prince trafen wir auf den 6-jährigen Olivier, der vor ca. zweieinhalb Jahren für drei Monate, wegen der Untersuchung seines Herzfehlers, bei uns zu Hause in Deutschland gelebt hat. Zusammen mit Oliviers Vater Marat, der mittlerweile ein sehr guter Freund unserer Familie und Partner des Vereins „Haiti-Not-Hilfe e.V.“ geworden ist, entdeckten wir die Hauptstadt Port-au-Prince, was ohne Hilfe eines Einheimischen nicht möglich wäre, da Haiti kein ungefährliches Land ist. Ein Besuch des Kinderheimes in dem mein Bruder Louis sein erstes Lebensjahr verbracht hat, ließ ihm und uns Aufschluss über sein anfängliches Leben geben. Auch besuchten wir den 9-jährigen Junior, der letztes Jahr im September aufgrund einer Blutgerinnungsstörung für ein halbes Jahr zu uns in die Familie kam. Diese Krankheit führte durch einen Sturz zur Versteifung seines Beines, was in Deutschland behandelt wurde. Seinem Bein scheint es besser zu gehen, doch das Problem mit seiner Blutkrankheit bleibt, wie wir in der Zeit, die wir mit ihm verbrachten feststellten. Als er einen seiner Milchzähne verlor, dauerte es Tage die Blutung zu stoppen. Allerdings gibt es leider keine Möglichkeit gegen die Blutgerinnungsstörung anzugehen. Die Gastfreundlichkeit seiner Familie war groß. Sie schienen glücklich und dankbar über die Hilfe der „Haiti-Not-Hilfe e.V.“ zu sein. Nach vier Tagen in Port-au-Prince reisten wir weiter in das „Maison Fortunè“ in Hinche, wo wir eine Woche ein Gästezimmer im Heim hatten. Die Fahrt erfolgte in einem Pick-Up mit 5 Sitzplätzen, auf die wir uns mit 8 Leuten verteilten, sodass wir heilfroh waren, nach 5 Stunden unser Ziel zu erreichen. Das Maison Fortunè ist ein Heim für fast 100 Straßenkinder mit integrierter Grundschule, die auch Kinder von Außerhalb besuchen können. In dem Heim leben Jungen im Alter von 7 bis 25 Jahren. Doch schon in wenigen Wochen soll ein weiteres Heim geöffnet werden, in dem zu Beginn zwanzig Mädchen leben werden, was im Laufe der Zeit noch weiter ausgebaut werden soll. Das Projekt der Haiti-Not-Hilfe, den Fußballplatz des Heimes eben zu gestalten, ist gelungen. Leider konnten wir nicht miterleben, wie der von der Haiti-Not-Hilfe gestiftete Container, der mit Fahrrädern, Tischen, Stühlen, Kleidung, Spielzeug , Fußballsachen und vielem mehr gefüllt war, im Heim ankam, da es einige Verzögerungen gab. Doch vor einigen Tagen haben wir von der Ankunft des Containers erfahren, und gehört, dass sich die Kinder sehr gefreut haben. Die beigestellte Stereoanlage wurde wohl bis spät in die Nacht ausprobiert und zur Musik getanzt, schrieb der Heimleiter Jean Louis Lefort in einer E-mail. Weitere Projekte wie diese sollen folgen.In unserer Zeit in dem Heim wurden wir von den Jungs voll integriert. Meine Brüder spielten mit den Heimkindern Fußball, tobten oder ließen sich von ihnen Akrobatentricks beibringen. Jeden Tag gab mein Vater Deutschunterricht, welcher von den Jungs freiwillig in Anspruch genommen wurde. Die Kinder dort schienen sehr wissbegierig. Sogar in den Ferien hatten sie ein verpflichtendes Lernprogramm zu  absolvieren. In unserer Zeit in Hinche besuchten wir außerdem einen nahegelegenen Wasserfall und  durften an einem Sonntag den Gottesdienst, der im Heim stattfand, besuchen. Auch wenn wir durch die  mangelnden Kreolisch-Kenntnisse nicht viel verstehen konnten, wurde uns doch klar, dass der Gottesdienst  bedacht ist, aber trotzdem durch viele Lieder lebendig wirkt. Ein erschreckendes Erlebnis machte eines  Morgens meine Mutter. Als sie gerade Duschen wollte, entdeckte sie keinen halben Meter von ihr entfernt  eine riesige, haarige Spinne. Zum Glück nahte Hilfe von der Haushälterin des Heimes, welche die Spinne  furchtlos mit einem Besenstiel erstach. Der Abschied von den Heimkindern fiel uns sehr schwer, da wir viele  Freundschaften geschlossen haben, doch es ging weiter in eine Stadt in der Nähe vom Meer. Nach einer 8- stündigen, anstrengenden Fahrt erreichten wir Jacmel. Hier ist der eigentliche Wohnort von Marat und  seiner 6- köpfigen Familie. Durch die Freundschaft unserer beiden Familien, entstand bald die Idee der  Zusammenarbeit Marats mit dem Verein meiner Eltern. So hat Marat vor kurzer Zeit ein Heim für  Straßenkinder namens FMCS (Foundation makes children smile) eröffnet. Das Heim steht noch in den  Anfängen. Es besteht ein Haus mit 4 Zimmern und einem Bad, worin bis jetzt Marat mit seiner Frau, seinen  4 Kindern und 4 neu aufgenommenen Straßenkindern im Alter von 3 bis 6 Jahren leben. Das Projekt soll mit  der Zeit noch weiter ausgebaut werden. Für bis zu 6 weitere Straßenkinder wäre in diesem Haus noch  Platz. Auf Dauer ist ein größeres Haus geplant, wozu allerdings bis jetzt noch Spenden fehlen. Da mein  Vater Arzt ist, untersuchte er die 4 ehemaligen Straßenkinder auf HIV, Tuberkulose  und andere  Krankheiten. Bis auf Eiweißmangel, Mangelernährung und Anämien konnten glücklicherweise keine  besonderen Krankheiten festgestellt werden. Die Kinder machten trotz ihrer schweren Vergangenheit einen fröhlichen Eindruck, was mit Sicherheit nicht  zuletzt an dem liebevollen Umgang von Marat und seiner Frau Martine mit ihnen liegt. Hilfe bekommen die  beiden von einer Angestellten, die sich mit um das Essen und die Wäsche kümmert. In der Woche, in der wir in Jacmel gelebt haben, verbrachten wir viel Zeit mit dieser Familie. Besonders die  gemeinsamen Ausflüge zum Strand machten allen einen riesen Spaß. Aber auch die Fahrten durch die  Stadt mit manchmal 16 Leuten auf der Ladefläche des Pick-Ups waren ein Erlebnis wert. Nach einer schönen, aktionsreichen Woche, hieß es wieder Abschied nehmen, was niemanden leicht fiel.  Eine erneute 3-stündige Fahrt auf der Ladefläche folgte mit dem Ziel Port-au-Prince. Diesmal teilten wir  unsere Sitzfläche mit 6 großen Koffern, die zum Teil mit neu erworbenen, zum Verkauf bereitstehenden,  Kunstgegenständen gefüllt waren. Weitere zwei Nächte in dem von ehemaligen Straßenkindern geführten  Gästehaus, und schon nahte der Flug zurück nach Düsseldorf. Mit guten Erinnerungen, neu gewonnenen Freunden und Abschiedsschmerz, verließen wir das Land.   Durch diese Reise wurde unsere Lust zu helfen noch einmal gestärkt. Haiti und besonders die Kinder sind  auf unsere Hilfe angewiesen. Hierbei hoffen wir auch auf Ihre Unterstützung. Beispielsweise durch eine  Patenschaft würden Sie den Kindern ein besseres Leben schenken. Informationen zu diesem und auch  anderen Projekten finden Sie im Internet auf der Seite: www.haitinothilfe.de     von Svenja Diehl

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